Laut Martin Bertram strebt die Natur immer nach Gleichgewichten und maximaler Stabilität, neudeutsch Resilienz. So passt sich auch der Wald seit Jahrmillionen dadurch an, dass er auf Auflichtungen mit dem passenden Nachwuchs „Verjüngung“ reagiert. Das Gleichgewicht zwischen Pflanzen und Pflanzenfressern (Rehen) einerseits und Rehen und Fleischfressern, wie Wölfen, Luchsen, Adlern und Bären andererseits, sei aber abhandengekommen, erklärte Bertram. So muss der Mensch versuchen, über die Jagd die Pflanzenfresser auf ein waldverträgliches Maß zu reduzieren. Das funktioniere aber nicht, da Jäger und die Jagdbehörde die Tierbestände eklatant unterschätzten. Zum Beweis seiner Aussage führte Bertram an, dass beispielsweise in Heppenheim und Bensheim die amtlichen und jagdlichen Schätzungen um 300-400% neben der Wahrheit lagen. Drohnenbefliegungen mit Kameras und Wärmebildgeräten hatten dort gezeigt, dass statt der ca. 11-12 geschätzten Rehe tatsächlich 48 pro hundert Hektar gesichtet wurden.
Bertram führt den Zustand des klimageschädigten Waldes darauf zurück, dass wegen des übermäßigen Rehwildverbisses kaum Baumnachwuchs nachkommt.
Er machte auf positive Entwicklungen und Ergebnisse der bisherigen Forstwirtschaft aufmerksam, benannte aber auch klar deren Defizite und veranschaulichte dies im Wald.
Alle Fragen der Teilnehmer wurden sachlich und detailliert beantwortet – natürlich auch die zahlreichen Fragen seiner Kritiker.
Die Zuhörer lernten unter anderem, was „astreine“ Bäume sind, warum die Aufzucht von wertvollem Holz sowohl der Holzwirtschaft als auch der ökologischen Waldentwicklung zugutekommt, welche hemmenden Wirkungen von Gras und Brombeerbewuchs ausgehen und warum der Efeu gut für den Wald ist. Und schließlich, welche Maßnahmen auf seine Vorgaben und in Zusammenarbeit mit HessenForst ergriffen wurden, um trotzdem für neuen Bewuchs auf den Flächen zu sorgen, die nachhaltig beschädigt sind.
Bei der Waldwirtschaft wurden in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, die wir nicht weiter wiederholen sollten. Schäden, die durch weitflächige Einschläge und schwere Forstmaschinen verursacht werden, können irreparabel sein.
Viele Auflichtungen, die der Holzernte gedient hatten und mit der Hoffnung auf Baumnachwuchs getätigt worden waren, sind heute baumlose Brombeergestrüppe, die keinen Baumnachwuchs zuließen. Zudem, so bemerkte Bertram beschädigten große Auflichtungen das ansonsten milde, verjüngungsfreundliche Waldklima und seien Eintrittspforten für Hitze, Austrocknung und Rindensonnenbrand, der zu einem Dominoeffekt des Absterbens führe. Aufschlussreich war die Aussage des anwesenden Ortslandwirts, der zu berichten wusste, dass die staatlichen Forstdienstleister 1974/75 einen Kahlschlag an der hitze- und windzugewandten Süd-Westseite des Waldes durchgeführt hätten. Bis heute, 50 Jahre danach präsentiert sich die Fläche als baumloses Brombeerdickicht dessen benachbarte Altbäume schwere Dürreschäden aufweisen. Diese Bäume sollten aber laut Bertram, trotz ihrer dürren Krone nicht geerntet werden. Wichtiger aber sei, dass deren „nach unten gerutschten Kronen“ als Schutz gegen den Dominoeffekt weiteren Absterbens und als Schirm für zukünftige Verjüngung gebraucht würden. Die Kernaussage Bertrams war, dass der Restbestand des Waldes, dem bereits heute mehr als ein Viertes seines ursprünglichen Vorrats fehlt, so lange vor weiteren Einschlägen geschützt werden muss bis im Schutz der verbliebenen Elternbäume ein klimafester Jungwald überleben kann. Dafür bedarf es laut Bertram professionell durchgeführter Jagd und Schutz des Jungwuchses durch Zäune.
Den Grünen Langenselbolds und ihren Koalitionspartnern von der SPD ist es dabei wichtig, den jahrzehntelangen Abwärtstrend des Baumvorrates umzukehren und den Langenselbolder Wald zukunftsfest zu machen.
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